Endlich, endlich geht es wieder mal zügig voran in Richtung Norden, wie einst geplant. Und der Umweg über Arica hat sich allemal gelohnt, denn wir konnten bei diesem mehrtägigen Abstecher nach
Chile einige Dinge erledigen, wie Souvenirpaket nachhause senden, Michel musste zum Zahnarzt gehen, das Büssli kriegte neue Reifen – und wir können nun letztendlich unsere Reise durch Peru
fortsetzen. Daneben genossen wir es sehr, uns wieder mal ins Schlaraffenland-Einkaufscenter Lider zu stürzen, feine Schokolade-Maracuya-Torte zu essen, den Wellenreitern beim Arica Surf Contest
zuzuschauen und zu guter letzt, trafen wir überraschenderweise Bruno und Erika wieder an, mit denen wir im Yacht Club von Arica leckeren Fisch essen gingen.
Zwischenzeitlich hat sich, wie gesagt, die politische Lage in Peru beruhigt, so dass wir ungehindert unsere Fahrt nach Norden weiterführen können. Nach einer gut zweistündigen Zollabfertigung, welche
wir aber ohne Murren und Knurren hingenommen hatten, weil wir so froh waren, doch wieder nach Peru einreisen zu können, führte uns die Panamericana schnurstracks nach Arequipa. Beim Hotel Las
Mercedes bezogen wir unser Lager, so dass wir dann gut zu Fuss die Innerstadt erkunden konnten. Wir besuchten natürlich wieder den Mercado Central, genossen die Atmosphäre auf der sehr schönen Plaza
und besuchten das berühmte Sta. Catalina Kloster. Am folgenden Tag machten wir uns auf zum Colca Canyon. Wir verbrachten die Nacht in Chivay und fuhren dann sehr früh morgens zum Cruz del Condor, wo
man Kondore über dem Abgrund des Canyons gleiten sieht. Vor allem aber sieht man viele Touristen, die das Spektakel natürlich aus nächster Nähe sehen wollen. Wir platzierten uns etwas abseits und
genossen den herrlichen Ausblick mit Frühstückskaffee, Brötchen plus Kondoren. Danach fuhren wir weiter über Cabanaconde und Huambo und mussten dabei drei über 4000 m hohe Pässe überqueren. Aber
mittlerweile lässt uns beide das ziemlich kalt, ausser dass das Büssli ziemlich zu krampfen hat.
Nun ging es weiter in das Valle de Majes, wo wir Don Julio von der Majes River Lodge kennenlernten. Er versorgte uns mit vielen nützlichen Informationen über das Valle de los Volcanes und den
Cotahuasi Canyon, so dass wir uns dann gut gerüstet auf den Weg machen konnten. Zuerst fuhren wir nach Andamayo, von wo man zum tiefsten Punkt des Colca Canyons gelangt. Nachdem wir in dieser tiefen
Schlucht die Nacht verbracht hatten, wollten wir unsere Fahrt fortsetzen ins Valle de los Volcanes. Da es aber am vorigen Tag ein Erdbeben gegeben hat (wir haben nichts davon gespürt!), wo ein ganzer
Berg auf die Strasse gestürzt ist, war diese nicht mehr passierbar. Also drehten wir wieder um, und entschlossen uns, unsere geplanten Runde andersrum zu fahren. So führte uns eine 193 km lange
Strecke, für die wir beinahe den ganzen Tag benötigten, durch atemberaubende Landschaft, vorbei am Vulkan Coropuna, in den Cotahuasi Canyon (tiefste Schlucht der Erde; tiefster Punkt fast 3000 m). Am
nächsten Morgen machten wir uns dann auf, die endlose Serpentinen-Strasse runter in den Canyon zu fahren, ins Dörfchen Cotahuasi. Dort lernten wir auf der Plaza sogleich Max kennen. Er arbeitet dort
für den Strassenbau. Er überhäufte uns gleich mit Kartenmaterial von der Gegend und wollte sofort mit seiner Frau Elisa und uns ins Thermalbad von Luicho gehen. Das liessen wir uns natürlich nicht
entgehen, so konnten die Damen das herrliche Bad geniessen und die Herren sich über die Cadwork Software und den Strassenbau unterhalten. Danach fuhren Michel und ich weiter den Canyon hoch, in
schwindelerregende Höhen bis nach Puica. Wir waren hin und weg von dieser fantastischen Landschaft und deren Flora (zig verschiedene Kakteenarten)! Am darauffolgenden Tag wanderten wir zum Wasserfall
von Sipia, am unteren Ende des Canyons, wo der Cotahuasi-Fluss sich viele Meter in die Tiefe stürzt. Am Abend, nachdem Michel Max eine Mini-Schulung für das Cadwork-Programm und eine Demo-CD gegeben
hat, luden wir Max und Elisa ins Restaurant ein, um uns für deren Gastfreundschaft zu bedanken.
Am nächsten Morgen kurbelten wir uns wieder den Canyon hoch, und machten uns dann auf in das Valle de los Volcanes. Da angekommen, erfuhren wir gleich, dass die Strasse immer noch gesperrt sei und es
für die nächsten 2 Wochen kein Durchkommen geben würde. Nachdem wir einer der beiden „Hausvulkänchen“ von Andagua bestiegen hatten, traten wir sogleich wieder den Rückweg an, über die Strecke, wie
wir schon hingekommen sind. Am nächsten Tag, wieder in der Majes River Lodge, gönnten wir uns ein super-feines Abendessen, Flussgarnelen aus dem Rio Majes. Danach gesellten wir uns zu Don Julio,
seiner Frau und einer kleinen amerikanischen Reisegruppe an das Lagerfeuer im Garten der Lodge und genossen einen gemütlichen Abend mit guten Gesprächen und leckeren Pisco Sours.
Am darauffolgenden Tag ging es zurück zur Panamericana, wo wir wieder mal etwas Gas geben konnten. So kamen wir dann nach Nasca, wo wir uns beim Hotel „El nido del Condor“ einnisteten. Michel konnte
spontan an einem Nasca-Rundflug teilnehmen, wobei er vorne beim Pilot sitzen durfte, wovon er natürlich absolut begeistert war. Ich zog es vor, auf festem Boden zu bleiben, da ich die Kapriolen
dieser kleinen Sportflugzeuge nicht so mag. Wir bestiegen ausserdem den Aussichtsturm, von wo man auch 2 Figuren erkennen und einige Linien auf dem Wüstenboden sehen kann. Es ist schon sehr
eindrücklich und regt zu interessanten Diskussionen an!
So fuhren wir dann weiter in Richtung Ica, wo wir etwas ausserhalb die Huacachina-Oase, welche von einer Mini-Sahara umgeben ist, besuchen wollten. Wir quartierten uns auf dem Parkplatz des Hostal
Rocha ein, wo wir uns auch gleich für eine Sandbuggy-Tour am nächsten Morgen anmeldeten. Das war ja ein Riesen-Spass mit diesem super-leichten Fahrzeug in den Sanddünen herumzuflitzen. Ein Gefühl wie
auf der Achterbahn! Natürlich wäre Michel am liebsten selber gefahren. Ausserdem konnten wir uns im Sandboarden versuchen, was sich als gar nicht so leicht herausstellte. Also mir ist der Schnee
lieber! Uns gefiel dann das bäuchlings auf dem Board liegend, von den Dünen herunter rutschen bald besser.
Daraufhin machten wir uns auf in Richtung Paracas. Dort genossen wir für die nächsten paar Tage eine eindrückliche Küstenlandschaft mit grandiosen Sandstränden und Dünen. Wir beobachteten stundenlang
Seelöwen, Mini-Leguane, Pelikane und viele andere Vogelarten. Es war einfach herrlich! Und natürlich liessen wir es uns nicht entgehen vor Ort, wo der Fisch am frischsten ist, das peruanische
Nationalgericht Ceviche (roher Fisch mit Zitronenmarinade) zu probieren. Mmmmmm, das war richtig lecker!
Nun sind wir gestern in der Hauptstadt Lima angekommen, wo wir beim Schweizer Club campieren und ein wenig Heimatluft schnuppern, während wir ein Ersatzteil (neue Gelenksmanschette) für das Büssli
besorgen müssen. Sobald das erledigt ist, geht’s wieder weiter in Richtung Norden...
Anecktode aus unserem „Strassen-Alltag“: Trotz vielen Warnungen bezüglich der Korruption der Polizisten auf der Panamericana, haben wir bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht. Sie halten uns zwar an,
aber lassen uns auch immer wieder ungehindert weiterfahren. Wo wir uns aber immer beherrschen müssen (das wir nicht lauthals loslachen!), ist, wenn sie meinen, wir seien vom „roten Kreuz“, wo wir
doch 2 Schweizer Kreuze an unseren Türen haben („rotes Kreuz“?). Oder wenn sie dann merken, dass unser Kreuz gar nicht rot ist, und dann darauf meinen: „Ah, Ambulancia“! Ja, klar! So lassen sie uns
dann wenigstens weiterziehen und wir können, schon fast am Platzen, endlich losprusten.